Herz? Verloren.

Ich weiß, das Thema „Polyamorie“ hatte ich bereits in meinem vorletzten Artikel angerissen. Ob es funktionieren kann, kann ich immer noch nicht sagen. Beziehungsweise, ich muss mich korrigieren: ich kann nicht sagen, ob das für mich funktionieren könnte. Dass es bei anderen Menschen klappt, kann ich nach einiger Recherche schon sagen. Sie haben häufig einen „Hauptpartner“, erlauben sich aber mehrere Beziehungen emotionaler Art. Das ist übrigens auch der Unterschied zwischen Polyamorie und einer offenen Beziehung. In einer offenen Beziehung ist das Teilen der Sexualität erlaubt, aber nicht das Teilen von Gefühlen. Wie ich auf dieses Thema komme? Weil es mehr oder weniger in einem Buch thematisiert wird, das ich gerade lese. Zwei Autoren schreiben ihre eigene Geschichte auf. Sie lernen sich kennen und lieben, der Mann lebt in einer glücklichen Ehe, liebt seine Frau und würde sie niemals verlassen. Aber er liebt auch Miriam, die Neue. In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Freundin“ gibt es zu diesem Thema ebenfalls einen Artikel. Darin berichtet eine Frau von ihrer Beziehung zu zwei Männern. Sie leben alle zusammen, allerdings haben die Männer keine Beziehung zueinander. Für die drei funktioniert es ausgezeichnet. Aber: ihre Namen nennen sie nicht. Weil es eben doch trotz allen Glücks ein Tabuthema in der Gesellschaft ist. Sie berichten auch über eine krasse Veränderung ihres Freundeskreises. Viele Freunde haben sich abgewandt, weil sie mit der neuen Lebensform nicht klar kamen. Mittlerweile wissen nur die wenigsten Menschen von der Dreierbeziehung. In ihrem beruflichen Umfeld ist keiner im Bilde, alle wissen nur von David, dem „ersten Freund“. Denn Tom kam erst später zu der bis dahin monogamen Beziehung dazu. Und als wären das noch nicht genug Anreize, sich mit diesem Thema zu beschäftigen, macht es Farin Urlaub zum Inhalt seiner aktuellen Single. Der Sänger der „Ärzte“ hat schon immer gern polarisiert und Tabuthemen in seinen Songs verwendet. Jetzt ist eben, halb scherzhaft aber eben doch mit ernstem Hintergrund, die Polyamorie dran. Und das hört sich dann so an:

„Wie angele ich mir eine Frau“ – oder so ähnlich.

Frauen sind dumm. Sie tun die verrücktesten Dinge, um einem Mann zu gefallen. Obwohl sie wissen, dass sie bei einem bestimmten Mann keine Chance haben, machen sie sich komplett zum Affen, erniedrigen sich mitunter selbst und schlagen jeglichen Rat ihrer Freundinnen in den Wind, bis diese irgendwann nur noch müde lächeln können. Frauen sind in dieser Beziehung häufig dumm und ich darf das sagen, weil ich eine Frau bin. Und weil ich oft genug genauso dumm bin.

Was mich jetzt aber überrascht hat: es gibt tatsächlich Seiten im Internet, die ebenso dummen Männern Tipps geben, wie diese ihre Auserwählte „rumkriegen“. Genau dieses Wort wurde auf einer entsprechenden Homepage verwendet: Ziel – Frau rumkriegen. Es überrascht mich nicht, dass verliebte Männer ebenso wie verliebte Frauen Dinge tun, die sie bei klarem Verstand nicht tun würden, dass sie sich nicht zu helfen wissen und alles tun wollen, um die Angebetete von sich zu überzeugen. Obwohl wir oft davon ausgehen, dass Männer – immerhin das angeblich starke Geschlecht – stets souverän sind und immer wissen, was sie tun und wollen, sind sie doch häufig genauso verunsichert wie wir Frauen. Allerdings: ebensowenig wie „Die Regeln“ sinnvoll bei der Suche nach einem Mann einzusetzen sind, sind auch die auf dieser Website vorgeschlagenen Tipps. Allein beim Lesen der Kategorien wird mir mulmig. Denn diese sind tatsächlich unterteilt in Dinge wie: „Was Frauen wollen“, „Charakter-Coaching“ und „Frauen manipulieren“.

So, was wollen wir Frauen denn angeblich so? Interessant ist der einleitende Satz, dass Männer am besten versuchen sollten, die nun aufgelisteten Dinge zu erreichen, um bei Frauen zu punkten. Das erste Kriterium? Eine „stattliche Größe“. Ich will nicht abstreiten, dass vielen Frauen das gefällt. Allerdings dürfte sich die Aneignung derselben doch etwas schwierig gestalten. Hat man(n) nicht gerade eine mittelalterliche Streckbank in seinem Folterkeller, wird er sich wohl mit der von der Natur für ihn vorgesehenen Größe zufriedengeben müssen. Ein weiterer Punkt der Liste: „klare, gesunde Augen“. Ja. Es ist natürlich schon sehr schön, wenn die Augen nicht durch irgendwelche fragwürdigen Substanzen getrübt sind. Das ist aber auch schon alles, was mir zu diesem seltsamen Kriterium einfällt. Angeblich stehen Frauen auch auf Punkt Nummer 3, „Wohlstand“. Es gibt in der Frauenwelt sicher eine Menge Gold Digger, die nur auf Reichtum und ein luxuriöses Leben aus sind. Allerdings glaube ich, dass man mit diesen Frauen auch ansonsten nicht sehr viel Freude in der Beziehung haben wird. Für normale Menschen, die sich lieben, ist es vollkommen zweitrangig, wie vermögend – oder eben nicht – der Partner ist. Was zählt ist schlicht und ergreifend das Gefühl. Punkt Nummer 4: „Vergebene Männer“. Mir persönlich ist keine, wirklich keine einzige Frau bekannt, die vergebene Männer toll findet. Meiner Meinung nach gilt hier ein ungeschriebenes Gesetz: Finger weg. Und Punkt Nummer 5: „Dominanz“. Ja, seit Fifty Shades of Grey und vor allem dem hinreißend dominant veranlagten Christian Grey fangen immer mehr Frauen an, sich für diese Spielart zu begeistern. Die Betonung liegt dabei auf Spielart, nicht auf Lebensstil. Deshalb zitiere ich an der Stelle die Meinung der Autoren dieser Homepage: „Frauen sind von Natur aus unterwürfig und fühlen sich angezogen von Männern, die ihnen den Weg zeigen.“. Vielleicht waren Frauen das einmal. Im 15. Jahrhundert oder so. Und selbst damals war es nicht die Natur, die sie unterwürfig machte, sondern die Gesellschaftsnormen zwangen sie dazu. Liebe Männer, die ihr diesen Blog lest: ich mag Männer, die wissen, was sie wollen, die meinetwegen auch ein bisschen dominant sind. Aber (und das ist ein großes „Aber!“): das alles bitte in einem normalen, ausgeglichenen Rahmen, in dem auch die Frau wissen darf, was sie will. Frauen sind nämlich nicht von Natur aus unterwürfig. Weder ich noch irgendeine andere.

Obwohl die Liste noch 64 weitere Punkte umfasst, höre ich auf zu lesen, denn mir reicht es. In der nächsten Kategorie „Charakter-Coaching“ wird dem Mann, wie der Name schon sagt, erklärt, wie sein Charakter zu sein hat. Interessant. Hier ist beispielsweise erklärt: wenn Sie es auf eine heiße Frau in einer Gruppe abgesehen haben, gilt es, zunächst die Akzeptanz der gesamten Gruppe zu erlangen. Der Mann sollte zunächst mit jeder Frau in der Gruppe mindestens zwei Sätze gesprochen haben, bevor er sich dem Objekt seiner Begierde zuwendet. Falsch. Ein Mann kann durchaus zielstrebig die Frau ansprechen, die ihm gefällt. Was soll denn dieses komische Spielchen? Welchem Punkt ich tatsächlich zustimmen muss: Frauen stehen darauf, geneckt zu werden. Das ist einfach so. Sich zu necken erzeugt einen Reiz und erhöht die Anziehungskraft. Aber: wem das einfach nicht liegt, der sollte auch nicht zwanghaft versuchen, das Gegenüber zu necken. Im schlimmsten Fall kann das wirklich danebengehen. Nämlich dann, wenn der Bogen überspannt wird und das Ganze in einer Beleidigung ausartet.

Die Tipps, wie der Mann eine Frau manipulieren kann, sind wieder vollkommen abstrus. Angeblich unschlagbar: beim Kennenlernen den üblichen Smalltalk einfach mal weglassen und stattdessen mit sogenannten „Cold Reads“ einsteigen. Diese sehen dann so aus: „Ich denke, dass du von Natur aus ein eher skeptischer Mensch bist und nicht gleich jedem vertraust, weil du schon schlechte Erfahrungen gemacht hast. Aber wenn du einmal jemandem vertraust, bist du der beste Freund den man sich vorstellen kann.” oder: “Du hasst Geheimnistuerei. Wenn jemand versucht dir etwas vorzuenthalten, lässt es dir solange keine Ruhe bis du es herausgefunden hast.” – Wenn das Sätze wären, die ich von einem Mann in den ersten Minuten des Kennenlernens zu hören bekäme, würde ich zwei Dinge denken: Erstens: du bist ein Mann, der mir potenziell gefallen soll und nicht mein Psychiater. Und zweitens: goodbye my friend, goodbye.

Wie auch schon bei dem Artikel über die angeblich unübertroffenen „Regeln“ bleibt auch hier nur eines zu sagen: es gibt Millionen unterschiedlicher Frauen auf diesem Planeten. Und jede ist anders. Jeder gefällt etwas anderes. Jede mag einen anderen Typ Mann. Oft sind es Kleinigkeiten, die uns am anderen gefallen, Dinge, die unseren Mitmenschen nicht einmal auffallen. Aber es sind niemals Dinge, die wir uns anhand einer Liste aneignen könnten.

Und außerdem: dass diese Website Bücher mit den Titeln „Verzauberte Häschen“, „Verdoppele deine Dates!“ oder „Der Alpha-Mann“ anpreist, sagt doch auch schon einiges aus.

What’s love got to do with it?

„What’s love but a second hand emotion?“ fragte sich Tina Turner.

„Die Liebe ist ein seltsames Spiel. Sie kommt und geht von einem zum Andern. Sie nimmt uns alles doch sie gibt auch viel zu viel. Die Liebe ist ein seltsames Spiel“, sang Connie Francis.

„Das ist alles was wir brauchen, noch viel mehr als große Worte, lass das alles hinter dir, fang noch mal von vorne an, denn: Liebe ist alles“, ist die Überzeugung von AnNa R. und Peter Plate alias Rosenstolz.

Es gibt wohl kaum ein anderes Thema, über das mehr gesungen, geschrieben oder gesprochen wurde als über die Liebe. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter diesem großen Wort, das jedermann ehrfürchtig erstarren lässt und das für uns gleichbedeutend mit Lebensglück zu sein scheint? Ist die Liebe ein Konstrukt? Etwas, das uns von der Gesellschaft eingeimpft wird? Von dem wir glauben, es erreichen zu müssen, weil sonst Einsamkeit und Unglück drohen? Was genau ist Liebe?

Unser aller Freund Wikipedia definiert den Begriff folgendermaßen: Liebe ist „die Bezeichnung für die stärkste Zuneigung und Wertschätzung die ein Mensch einem anderen entgegenzubringen in der Lage ist.“ Wikipedia unterscheidet zwischen der Liebe zu Familienmitgliedern, die als tiefe Zuneigung definiert wird, zwischen der Liebe zu Freunden, die eine Art Geistesverwandtschaft darstellt und zwischen der romantischen Liebe, die sich einzig und allein durch körperliches Begehren auszudrücken scheint. Gut, wie wir alle wissen, ist Wikipedia als Quell der Weisheit nur bedingt zuverlässig. Aber was ist dann die Liebe? Gibt es eine allgemeingültige Definition? Darüber denke ich seit einigen Tagen nach und kann keine finden. Für mich ist es Liebe, wenn ich einen Menschen finde, bei dem ich ganz ich selbst sein kann. Der mich genauso nimmt, wie ich bin, mit all meinen Ecken und Kanten und Macken. Und mit dem es mir wiederum genauso geht. Wenn ich jemanden liebe, dann bringt dieser Mensch all meine positiven Seiten und Aspekte zum Vorschein. Die Liebe ist für mich das Gefühl, dass da ein Mensch ist, ohne den ich nicht mehr sein möchte. Mit dem ich das Schöne genießen und den Schmerz der Welt gemeinsam ertragen will. Und den ich zugleich körperlich und geistig begehre. Die Frage, die mir hierzu gestellt wurde ist die: Kann ich das nicht alles auch ohne eine Beziehung haben? Müssen all diese Aspekte in einer einzigen Person kombiniert werden oder kann sich das auf mehrere Menschen verteilen? Kann ich mehrere Personen auf die gleiche Art und Weise lieben? Ich glaube, dass man diese Dinge auch ohne eine Beziehung haben kann. Auf mehrere Menschen verteilt. Da sind auf der einen Seite die Freunde, die jede helle und dunkle Seite an mir kennen und mich trotzdem oder gerade deshalb mögen. Auch ohne sie möchte ich nicht sein. Und jemanden körperlich zu begehren ist auch nicht allzu schwer, dazu bedarf es keiner Liebe. Silvio Wirth, der Polyamorie propagiert und dafür plädiert, dass die erotische Liebe nicht exklusiv sein muss, sagt: „Liebe ist für mich, sich nah zu sein, einander zu spüren, zu erfahren und zu spiegeln und einander dabei die Freiheit zu lassen, die jedem zusteht. Wenn ich treu sein kann, ohne mich einschränken zu müssen, und ich kann das dem oder den Menschen, die ich liebe, auch gewähren, das ist für mich Liebe. Mich ganz zu binden, alles zu teilen und nichts von meinen inneren Regungen verheimlichen zu müssen. Und mich mit dem anderen zu freuen, wenn es ihm gut geht, unabhängig davon, ob ich der Anlass für seine Freude bin oder andere.“ (Quelle: http://www.zeit.de/2013/52/was-ist-liebe/seite-4). So betrachtet ist die körperliche Liebe nur ein Aspekt des großen Konstrukts. Und körperliche Treue nicht zwingend erforderlich. In nüchternem Zustand betrachtet leuchtet das ein. Es in der Realität umzusetzen ist jedoch sicher schwierig. Kann man mehrere Menschen zur gleichen Zeit romantisch lieben? In mehrere Menschen gleichzeitig verliebt sein, das geht. Aber wirklich lieben? Ich könnte es nicht. Und das hat nicht einmal unbedingt etwas mit Eifersucht zu tun, denn ich bin in Liebesdingen kein eifersüchtiger Mensch und war es auch noch nie. Ich würde einen Partner niemals einengen und ihm all die Freiheiten geben, die er braucht. Ein Freifahrtschein für sexuelle Untreue gehört nicht dazu. Wenn ich jemanden nicht liebe, geht das. Aber wenn ich ihn liebe, dann bin ich bereit, alles mit ihm zu teilen, mein Innerstes nach Außen zu kehren. Nirgends ist man einem Menschen so nah wie im Schlafzimmer. Wenn ich diesen Menschen liebe, kann ich dieses besondere Gefühl der Nähe nicht teilen.

Liebe ist ein Mythos. Für jeden etwas anderes. Ein so starkes Gefühl, dass es weh tut. Ein Gefühl, als würde man den anderen vor allem Unheil dieser Welt beschützen wollen. Ein Gefühl der Nähe und Verbundenheit. Ein Gefühl, das nicht definiert werden muss. Ist es da, dann spürt man es. Es ist nicht dieses flatterige und glückliche Gefühl der Verliebtheit. Es ist ein tiefes, warmes Gefühl der Verbundenheit. Einer Verbundenheit zu einem Menschen, die tiefer ist als zu allen anderen Menschen.

Single sein, Glück allein?!

Gestern wurde ich auf einen Artikel aufmerksam gemacht, der mich begeistert hat. Und durch den mir bewusst wurde, wie unterschiedlich der Status „Single“ anscheinend von Frau und Mann aufgefasst wird. Wer den Artikel lesen will, klickt am besten hier.

Für die Lesefaulen unter euch hier eine kurze Zusammenfassung: der Titel „In guten wie in schlechten Zeiten: das Leben als Single“ fasst ganz hervorragend zusammen, was nun folgt. Im Endeffekt will die Autorin darauf aufmerksam machen, dass alleinstehenden Menschen sehr häufig (und bevorzugt von Außenstehenden) verdeutlicht wird, ihr derzeitiger Gemütszustand habe etwas mit ihrem Beziehungsstatus zu tun. Ist man glücklich, wird man beneidet, weil man ja ach so frei und ungebunden ist und tun und lassen kann, was man will. Ist man unglücklich, liegt das natürlich daran, dass man ein einsamer Ungebundener ist, der sich einzig und allein mit dem Ziel, diesen Zustand zu beenden, durch die Irrungen und Wirrungen des Single-Lebens kämpft. Genau mit diesem Mythos soll hier aufgeräumt werden. Die Autorin vergleicht dazu mehrere Alltagssituationen (Online-Dating, Feiern, Shopping, Fernsehen und Pornos) im Leben eines Singles mit den Wahrnehmungen desselben in a) guter und b) schlechter Stimmung. Dabei wird schnell klar: ist man glücklich, wird alles (wirklich alles) als wunderbar wahrgenommen, alles gelingt, das Leben ist großartig. Ist man unglücklich, läuft grundsätzlich alles schief, was schief gehen kann. Eine Art Murphy’s Law. In beiden Situationen ist die betreffende Person Single. Aber hat ihr Glück oder Unglück tatsächlich mit ihrem Zustand zu tun? Zumindest kommt es einem so vor. Natürlich ist der Artikel herrlich überspitzt formuliert. Und vielleicht sind die Autorin und ich die einzigen beiden Frauen auf dieser Welt, denen es tatsächlich genauso geht, wie beschrieben. Vielleicht geht es aber den meisten Frauen so. Ich bin eigentlich fast davon überzeugt. Männer empfinden übrigens nicht so, habe ich mir sagen lassen. Wie sie die Lage sehen, kann ich nicht sagen, auf diese Antwort warte ich noch. Ich schätze aber, sie gehen durchs Leben und sehen ihren Gemüts- und ihren Beziehungszustand als nicht kongruent an. Wenn sie schlecht drauf sind, sind sie schlecht drauf und wenn sie gut drauf sind, sind sie gut drauf. Das kann, muss aber eben nicht zwangsläufig mit einer Frau zu tun haben. Das weibliche Geschlecht neigt eher dazu, Dinge zu denken wie: „Mein Leben ist furchtbar und was dem ganzen Übel die Krone aufsetzt ist die Tatsache, dass ich keinen Freund habe. Mit Partner wäre ich viel glücklicher.“ Oder eben: „Mein Leben ist herrlich, ich fühle mich ganz und vollständig. Ich bin attraktiv und im Job erfolgreich. Was soll ich mit einem nervigen Partner an meiner Seite? Sex kann ich mir auch so holen und Freunde zum Reden habe ich auch genug.“ Und das ist der Grund, warum ich das sogenannte Fazit dieser Autorin voll und ganz unterstreichen kann. Ob ich aufgrund des Single-Daseins glücklich oder unglücklich bin liegt an mir ganz alleine. Meine Laune kann gut oder schlecht sein, aber das hat nicht zwangsläufig mit dem Beziehungsstatus zu tun. Man sollte immer das tun, was einen selbst glücklich macht, nicht das, was Freunde, Familie oder die Gesellschaft einem einzuimpfen versuchen. Der Mann, der mir diesen Artikel gezeigt hat, sagte dazu: es klingt, als sei das Singleleben grundsätzlich eine vorübergehende Phase. Vor allem eine Phase, von der hauptsächlich die anderen (oft aber auch der Betroffene selbst) annehmen, dass sie vorübergehend sein muss, weil schließlich kein Mensch fürs Alleinsein gemacht sein kann. Und das ist eben der Knackpunkt. Es gibt Menschen, die sind glücklich alleine und gedenken gar nicht, diesen Zustand zu ändern, auch wenn das für viele unbegreiflich scheint. Und es gibt Menschen, die sich alleine unvollständig fühlen und einen Partner an ihrer Seite brauchen. Beides ist vollkommen in Ordnung, man sollte einfach nur wissen, was man selbst will. Und andere mit der Art und Weise, wie sie ihr Leben führen, leben lassen. Jeder Mensch darf nach seiner Façon glücklich sein. Punkt.